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Rückblick und Fazit zum ersten Kreativsalon
Mehr als vierzig Menschen waren der Einladung von Open Space Zeitz zum ersten Kreativsalon gefolgt. Kurze Impulsreferate hatten zur Diskussion eingeladen. Grundtenor: Ideen austauschen, kreative Projekte diskutieren, sich vernetzen und austauschen.
Das war auch die Idee:
Der Kreativsalon ist der Versuch, die aktive Zeitzer Kunst,- Kreativ- und Kulturszene zu versammeln und einen Austausch anzuregen. Damit ist der Wunsch verbunden, ein inspirierendes Forum zu etablieren, das vor allem dazu dient, kreative Projekte, Arbeiten oder Anliegen vorzustellen und in diesem Rahmen eine Öffentlichkeit zu gewinnen.
(Philipp Baumgarten, Open Space)
ZeitzOnline hat den ersten Kreativsalon besucht, zugehört und Fragen gestellt.
Leerstand als Rahmen für Kunst
Bereits im Sommer könnten großflächige Kunstwerke an Hausgiebeln oder Außenwänden für Zeitz neue Aufmerksamkeit bewirken. Es geht dabei um Viertel mit unbewohnten Häusern. Katharina Gießler hatte im letzten Jahr selbst ihre Diplomarbeit mit einer solchen Aktion in Zeitz realisiert (Abb.: Theater vor Ort, Katharina Gießler).
Hier in Zeitz seien die Projektmacher gerade dabei, mit den Hausbesitzern Gespräche zu führen, so Gießler. Parallel dazu sondiere man noch die geeigneten Giebel- oder Hauswandflächen. Möglich sei die Anbringung großflächiger Kunstfotografien, die nach Vorgesprächen eine Kunsthochschule für das Projekt bereitstellen würde. Schon im August könnten, wenn alles gut läuft, die ersten Arbeiten präsentiert werden.
Und die Motivation der ProjektmacherInnen?:
Bei unseren bisherigen Projekten war es so, dass sie nach Projektende weg waren, wenig davon sichtbar blieb. Mit dem Projekt STADTRAUMGALERIE soll sich das ändern. Wir wollen damit etwas Bleibendes schaffen.
(Katharina Gießler, Bühnenbildnerin)
Angeregt worden ist die Idee von der in Halle inzwischen weit bekannten „Freiraumgalerie“. Sie habe inzwischen nachweislich für eine Neubelebung eines ganzen Stadtteils bewirkt. Ehemals leer stehende Häuser seien bereits zur Hälfte neu bewohnt, vor allem von jungen Menschen.
Ein Stadtgarten voller Leben!
Für Thomas Haberkorn war die Verwandlung des inzwischen beinahe verrufenen Goetheparks zur 1050-Jahrfeier etwas Großartiges. Diese Verwandlung sei für ihn der Beweis, was alles mit Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements möglich sei, wenn sich Menschen gemeinsame Ziele setzen.
Viele hätten davor gewarnt, in diesem „verwahrlosten Hundekotareal“ könne man kein Familienfest machen. Es kam anders wie wir wissen.
Dazu ist anzumerken, dass die Stadt Zeitz vom Stadtrat beauftragt ist, genau in diese Richtung konzeptionell zu arbeiten – einen stadtnahen Bürgerpark zu schaffen. Nach einem kurzen Aufbäumen ist es inzwischen um die Entwicklung des Goetheparks wieder leiser geworden.
Haberkorn nimmt das zum Anlass drei Wünsche zu formulieren:
Ich wünsche mir für die Zukunft
– erstens ein echtes Quartiermanagement, das diesen Namen auch verdient,
– zweitens mehr Mut für Visionen und
– drittens mehr wirkliche Bürgerbeteiligung.
(Thomas Haberkorn, Kloster Posa.
INKA und die Kreativen
Vor mehr als einem Monat ging INKA.PLUS an den Start. Im Januar schrieben wir zur Idee dieser interaktiven Karte folgendes: „INKA.PLUS will vernetzen. Die „klassische“ Wirtschaft und die Kreativwirtschaft miteinander auf einer Internetplattform zu vernetzen wird nicht nur technisch eine Kerneraufgabe. Das muss auch durch die Köpfe durch und zwar in beiden Wirtschaftsbereichen. Dafür muss es den Projektmachern gelingen, auf beiden Seiten die Synergieeffekte plausibel zu machen, die letztlich nur durch die eigene Mitwirkung entstehen werden.“
Dat Tran ist Entwickler bei Transmedial und bestätigt nun heute diese Annahmen:
Der Anfang ist gemacht. Bisher beteiligen sich zunehmend Unternehmen an der interaktiven Plattform. Wir würden uns wünschen, dass auch Kulturmacher, Kreative und Künstler INKA.PLUS verstärkt die Plattform zum Austausch nutzen.
(Dat Tran, Entwickler bei TransMedial)
Das können wir nur unterstützen. Denn beide Seiten könnten vom Austausch durchaus partizipieren. Nur eine Annahme? Nein, denn mit ZeitzOnline haben wir hier inzwischen bereits diese und jene Anregung erhalten und interessante Kontakte knüpfen können. Das geht nur durch Mitmachen.
Geschichte und Zukunft
Oberbürgermeister Christian Thieme nahm eingangs als Schirmherr das Wort. Er sagte dort, ob bewusst oder unbewusst und mit welcher Ausrichtung ist nicht bekannt, zwei Sätze zum Nachdenken und Nachfassen:
"Wir leben nicht allein von Geschichte. Wir leben nicht allein von alter Bausubstanz. Gerne übernehme ich die Schirmherrschaft für Initiativen wie solche Veranstaltungen, die unsere Stadt mitgestalten wollen.(Christian Thieme, Oberbürgermeister)
Sicher, „allein von Geschichte“ und „allein von alter Bausubstanz“ leben wir ebenso wenig, wie allein von der Kunst, allein vom Kreativen oder allein von der Kultur. Im Kontext zum Veranstaltungsort und dem viel diskutierten Umgang der Stadt mit seiner Geschichte in Form historischer Bausubstanz allerdings scheinen diese Sätze doch eher für einen Trend zu sprechen. Einen traurigen Trend. Noch während man sich Hände schüttelnd an der Wiege der Stadt zum Foto verabredet, noch während man Plakate klebt mit der Aufschrift „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“ wird keine zwanzig Meter hin Geschichte entfernt als wäre sie ein Tumor.
Was dabei gern vergessen wird ist: entfernte man weiter alte Bausubstanz und besinne sich nicht auf Geschichte – wer hätte momentan noch welchen Grund unsere Stadt zu besuchen?
OPENSPACE und KREATIVSALON blicken nun an geschichtsträchtigen Orten in Zukunft. So gut wir können helfen wir dabei.