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Gewinner: Zeitz, die Demokratie, die Vernunft
Machtvoll zeigten ZeitzerInnen Flagge. Landrat Götz Ulrich legt Konzept zum Erhalt von Geburtshilfe, Gynäkologie und Kinderklinik vor. Ein Sieg von Demokratie und Vernunft…aber.
Udo Lange, Initiator des Aktionsbündnis Zeitz musste seine Planungen für den heutigen Protest zwar umwerfen, das wird ihm am Ende jedoch recht sein. Als der als Engel erschienene Heilige Michael alias Beat Toniolo seinen Platz auf der Bühne am Altmarkt für den Landrat verlässt erklingt noch kurz im Chor: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Kinder klaut!“ Dann Stille.
Der Storch darf weiter in Zeitz landen.
Landrat Götz Ulrich spricht zu gefühlten Zehntausend, 5.000 waren es bestimmt. „….Gynäkologie, Kinderklinik und Geburtenstation in Zeitz und Naumburg…“ Dann Beifall und freudige Gesichter. Ulrich kündigte an, Geburtshilfe, Gynäkologie und Kinderklinik werden am Krankenhaus Zeitz erhalten bleiben. Er habe sich mit CDU, SPD und DIE LINKE auf einen gemeinsamen Antrag verständigt, der im Kreistag am 4. November beschlossen werden soll, so Götz Ulrich. Demnach werden die voraussichtlichen Verluste aus diesen Sparten an beiden Häusern aus dem Kreishaushalt ausgeglichen. Ulrich sprach von bis zu 1,6 Millionen Euro jährlich. Voraussetzung sei natürlich, dass beide Kliniken in kommunaler Trägerschaft verbleiben.
Zuvor fand Götz Ulrich genau die richtigen Worte. Er hatte vor den erwartungsvollen ZeitzerInnen eingestanden, dass neben den Sanierungsmanagern auch er die Bedeutung dieser Stationen für Zeitz und die Menschen unterschätzt habe.
Es wird nun dennoch ein gehöriger Kraftakt, denn das Geld muss aufgebracht werden und am Ende sind auch die Gläubiger im Insolvenzverfahren vom Konzept zu überzeugen. Es werde ein Neustart auch mit neuer Führungsspitze vorgenommen und es wird einiger Anstrengungen bedürfen, die Versuche privater Anbieter abzuwehren, die nach Eröffnung des Insolvenzverfahren gerne nach den Kliniken greifen würden.
Ein Sieg der Demokratie. Und der Vernunft…aber
Drei Hebammen des Zeitzer Klinikums sah man die Freude an als sie die Bühne betreten, sich beim Aktionsbündnis für die Unterstützung und beim Landrat für die Nachricht zu bedanken. Es war am Ende ein Doppelsieg der Demokratie und der Vernunft. Was das Aktionsbündnis in kürzester Zeit mobilisierte, das verdient Anerkennung. Respekt auch vor den vielen Zeitzerinnen und Zeitzern, die sich mobilisieren ließen. Das war großartig!
Wäre da noch über die Vernunft zu sprechen. Es werden zwar teure Landeanflüge der Störche, doch es muss ja nicht bei diesen Verlusten bleiben. Wenn nun endlich erkannt ist, dass in dieser Region ernst zunehmende Strukturschwächen bestehen, könnte man damit rechnen, daraus würden die richtigen Schlüsse gezogen. Wenn die Kohlemillionen nachhaltig und strukturfördernd angelegt werden, könnten damit echte Impulse für eine dynamische Entwicklung ausgelöst werden. Die letztlich kann junge Menschen in die Region ziehen, solche die dann auch einen oder mehrere Klapperstörche brauchen.
Aber, vernunftbegabte und verantwortungsvolle Politik sollte nicht darauf warten, dass der Druck der Straße ihnen erklärt, was vernünftig ist und was nicht.